„So wisse denn, meine liebe Betsy, dass ich die Bounty verloren habe… am 28. April bei Tageslicht am Morgen, als Christian die Morgenwache hielt. Er kam mit mehreren anderen in meine Kajüte, während ich schlief, und ergriff mich, hielt mir nackte Bajonette an die Brust, fesselte meine Hände hinter meinem Rücken und drohte mit sofortiger Vernichtung, wenn ich ein Wort sagen würde…“

-William Bligh an seine Frau, c. Juni 1791

Der dramatische Aufstand und die Meuterei auf der HMS Bounty, die in Romanen und Filmen berühmt geworden sind, waren nur der Anfang von William Blighs außergewöhnlichem Abenteuer, in dem es um Ausdauer, Überleben und Rache ging.

Mit 18 treuen Besatzungsmitgliedern auf der winzigen Barkasse des Schiffes gestrandet, führte Bligh seine Männer auf eine fast unglaubliche 47-tägige Reise über die offene See, bei der sie nur mit Hilfe von Koppelrechnungen den Weg bestimmen konnten. Erstaunlicherweise kamen sie nach 3.618 Seemeilen erfolgreich in Osttimor an. Bligh meldete sofort die Meuterei und machte sich auf den Weg zurück nach London, um seinen Namen reinzuwaschen und die Meuterer zu vernichten.“

Die HMS Bounty war auf der Suche nach Brotfrucht ausgesandt worden, einer auf Tahiti heimischen Frucht, von der man annahm, dass sie billig angebaut und zur Ernährung der Sklaven in Westindien verwendet werden könnte. Tahiti hatte sich als weitaus reizvoller erwiesen als die geschmacklose Brotfrucht, und die Besatzung war von der Schönheit der einheimischen Frauen und der scheinbar freundlichen und einfachen Lebensweise hingerissen.

Am 28. April übernahmen 18 Meuterer die Kontrolle über die Bounty, ließen den Kapitän und die Männer treiben und brachten das Schiff schließlich zur Insel Pitcairn, um dort ein neues, unbeschwertes Leben in den Tropen zu beginnen.

Zurück in London wurde Bligh offiziell von den Anschuldigungen freigesprochen, und die Geschichte hat das Bild eines normalen Marineoffiziers gezeichnet, der kein härterer Kapitän war als die meisten anderen, aber dank der fiktiven Darstellungen bleibt sein Vermächtnis dennoch ein Synonym für grausame und ungerechte Führung. Das Leben der Meuterer auf Pitcairn erwies sich als weit weniger idyllisch, als sie gehofft hatten, und Gewalt und Tod kamen schnell über ihre kleine Gemeinschaft. Nur fünf Jahre später, als endlich ein Schiff Pitcairn besuchte und die Geschichte aufdeckte, gab es nur noch einen Überlebenden der ursprünglichen Meuterer.

Bligh starb im Dezember 1817 in London und wurde in der damaligen St. Mary’s Church, der örtlichen Pfarrkirche seiner Familie, beigesetzt. Heute befindet sich dort das Gartenmuseum, und Blighs Grab ist von einer schönen Bepflanzung umgeben.

Blighs ehemaliges Wohnhaus ist ebenfalls ein historisches Wahrzeichen in der 100 Lambeth Road in London. Das Wrack der Bounty kann immer noch von Tauchern vor der Küste von Pitcairn Island gesehen werden.

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