Hintergrund: Die kollaterale Zirkulation spielt eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie der zerebralen Ischämie. Das derzeitige Wissen über den kollateralen Kreislauf ist noch spärlich, was größtenteils auf frühere Beschränkungen bei den Methoden zur Bewertung dieser kleinen Wege des zerebralen Blutflusses zurückzuführen ist.
Zusammenfassung der Übersicht: Anatomische Beschreibungen des kollateralen Kreislaufs konzentrieren sich oft auf proximalere Anastomosen am Circulus Willis und vernachlässigen sekundäre kollaterale Wege, die von leptomeningealen Gefäßen bereitgestellt werden. Die pathophysiologische Rekrutierung von Kollateralgefäßen hängt wahrscheinlich vom zeitlichen Verlauf zahlreicher kompensatorischer hämodynamischer, metabolischer und neuraler Mechanismen ab. Die spätere Aufrechterhaltung dieser schützenden Gefäßwege kann den Schweregrad der ischämischen Schädigung bestimmen. Die Charakterisierung des kollateralen Blutkreislaufs mit modernen bildgebenden Verfahren, die angiografische Informationen und Perfusionsdaten liefern, kann wichtige Determinanten des kollateralen Blutflusses aufklären. Solche Informationen über den Status des kollateralen Kreislaufs können zur Steuerung therapeutischer Maßnahmen verwendet werden. Auch die Prognose und die Risikostratifizierung können durch eine routinemäßige Bewertung des kollateralen Blutflusses verbessert werden.
Schlussfolgerungen: Das gegenwärtige Verständnis des kollateralen Kreislaufs kann durch eine weitere Verfeinerung der bildgebenden Verfahren, die angiografische Befunde mit dem Perfusionsstatus korrelieren, erheblich verbessert werden und die Grundlage für künftige therapeutische und prognostische Anwendungen bilden.