Die Lebenslauftheorie, allgemeiner als Lebenslaufperspektive bezeichnet, bezieht sich auf ein multidisziplinäres Paradigma für die Untersuchung des Lebens von Menschen, struktureller Zusammenhänge und des sozialen Wandels. Dieser Ansatz umfasst Ideen und Beobachtungen aus einer Reihe von Disziplinen, insbesondere Geschichte, Soziologie, Demografie, Entwicklungspsychologie, Biologie und Wirtschaft. Er lenkt die Aufmerksamkeit insbesondere auf die enge Verbindung zwischen dem individuellen Leben und dem historischen und sozioökonomischen Kontext, in dem sich dieses Leben entfaltet. Als Konzept wird ein Lebenslauf definiert als „eine Abfolge von sozial definierten Ereignissen und Rollen, die das Individuum im Laufe der Zeit einnimmt“ (Giele und Elder 1998, S. 22). Diese Ereignisse und Rollen müssen nicht unbedingt in einer bestimmten Reihenfolge ablaufen, sondern bilden vielmehr die Summe der tatsächlichen Erfahrungen einer Person. Das Konzept des Lebensverlaufs impliziert also altersdifferenzierte soziale Phänomene, die sich von einheitlichen Lebenszyklusphasen und der Lebensspanne unterscheiden. Die Lebensspanne bezieht sich auf die Dauer des Lebens und auf Merkmale, die eng mit dem Alter zusammenhängen, aber zeitlich und räumlich wenig variieren.

Die Lebensverlaufsperspektive hingegen stellt die Bedeutung von Zeit, Kontext, Prozess und Bedeutung für die menschliche Entwicklung und das Familienleben heraus (Bengtson und Allen 1993). Die Familie wird als eine mikro-soziale Gruppe innerhalb eines makro-sozialen Kontextes betrachtet – eine „Ansammlung von Individuen mit gemeinsamer Geschichte, die innerhalb sich ständig verändernder sozialer Kontexte über immer mehr Zeit und Raum interagieren“ (Bengston und Allen 1993, S. 470). Altern und Entwicklungswandel sind daher kontinuierliche Prozesse, die das ganze Leben hindurch erlebt werden. Der Lebensverlauf als solcher spiegelt die Überschneidung sozialer und historischer Faktoren mit der persönlichen Biographie und Entwicklung wider, aus der sich die Untersuchung des Familienlebens und des sozialen Wandels ergeben kann (Elder 1985; Hareven 1996).

Historische Entwicklung

Viele Forscher bezeichnen die Lebensverlaufsperspektive als ein „neues“ Paradigma in den Verhaltenswissenschaften, da sie erst in den 1990er Jahren formell weiterentwickelt wurde. In diesem Jahrzehnt lenkten der rasche soziale Wandel und die Alterung der Bevölkerung die Aufmerksamkeit auf historische Einflüsse und auf die Komplexität der Prozesse, die dem Wandel und der Kontinuität von Familien zugrunde liegen. Fortschritte bei den statistischen Verfahren führten auch zu einem kontinuierlichen Wachstum der Lebensverlaufsforschung, einschließlich der Entwicklung neuer Methoden zur Analyse von Längsschnittdaten.

Frühe Anwendungen der Lebensverlaufstheorie lassen sich bis in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts zurückverfolgen (Bengston und Allen 1993). Jahrhunderts (Bengston und Allen 1993). Bis Mitte der 1960er Jahre gab es jedoch keinen eigenständigen Bereich der Lebensverlaufsforschung, der sich mit der Variabilität von Altersmustern, Entwicklungseffekten und den Auswirkungen des historischen Wandels befasste. Zu dieser Zeit untersuchten Forscher aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen (z. B. Clausen 1991; Riley 1987; Hagestad und Neugarten 1985) verschiedene Aspekte dieser Themen, einschließlich der gemeinsamen Bedeutung von Alter, Zeitraum und Kohorte bei der Erklärung der Beziehung zwischen individuellem und sozialem Wandel. „Soziale Zeitpläne“ und ihre Variabilität wurden auch zur Untersuchung von Entwicklung, Alterung und Kohorten verwendet. Bernice Neugarten beispielsweise leistete Pionierarbeit mit einem Forschungsprogramm, das individuelle Abweichungen von den allgemein geteilten Alterserwartungen hinsichtlich des Zeitpunkts wichtiger Übergangsereignisse (z. B. wann man heiratet oder Kinder bekommt) untersuchte. Die in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführten Forschungen griffen diese Themen weiter auf und konzentrierten sich unter anderem auf historische Veränderungen in den Lebensmustern, die Auswirkungen von Lebenslauferfahrungen (wie der Großen Depression) auf das subjektive Wohlbefinden, die ineinandergreifenden Übergänge von Familienmitgliedern und die Integration von Verwandtschafts- und Altersunterschieden (Burton und Bengtson 1985; Clausen 1991; Elder 1974; Rossi und Rossi 1990). Jahrhunderts galt der Lebensverlaufsansatz gemeinhin als ein „aufkommendes Paradigma“ (Rodgers und White 1993), das sowohl eine eigene Theorie als auch eigene Methoden aufwies. Insbesondere Glen Elder begann, die Kernprinzipien der Lebensverlaufstheorie voranzutreiben, die er als Definition „eines gemeinsamen Untersuchungsfeldes durch die Bereitstellung eines Rahmens, der die Forschung in Fragen der Problemerkennung und der konzeptionellen Entwicklung leitet“ (1998, S. 4) beschreibt. Diese Perspektive wurde (und wird auch weiterhin) mit anderen Theorien oder Studienbereichen synthetisiert, wie z. B. Familienentwicklung (z. B. Bengston und Allen), menschliche Entwicklung (z. B. Elder), Statuserreichung (z. B. Featherman; Blau; und Duncan), Familiengeschichte (z. B. Hareven), Lebensspanne (z. B., Baltes), Stresstheorie (z.B. Pearlin und Skaff), Demographie (z.B. Uhlenberg), Gerontologie (z.B. Neugarten) und Bronfenbrenners ökologische Perspektive (Moen et al. 1995).

Schlüsselprinzipien und Konzepte

Verschiedene Grundprinzipien kennzeichnen den Lebenslaufansatz. Sie umfassen: (1) sozio-historische und geografische Verortung; (2) zeitlicher Verlauf des Lebens; (3) Heterogenität oder Variabilität; (4) „verknüpfte Leben“ und soziale Bindungen zu anderen; (5) menschliches Handeln und persönliche Kontrolle; und (6) wie die Vergangenheit die Zukunft prägt. Jeder dieser Grundsätze wird beschrieben und die wichtigsten Konzepte werden hervorgehoben. Anschließend wird ein Überblick über ausgewählte Beispiele empirischer Anwendungen aus einer internationalen und kulturübergreifenden Perspektive gegeben.

Soziohistorische und geographische Verortung. Der eigene Entwicklungsweg ist eingebettet in die Bedingungen und Ereignisse der historischen Periode und des geographischen Ortes, in dem die Person lebt, und wird durch diese verändert. So können beispielsweise geopolitische Ereignisse (z. B. Krieg), wirtschaftliche Zyklen (z. B. Rezessionen) und soziale und kulturelle Ideologien (z. B. Patriarchat) die Wahrnehmungen und Entscheidungen der Menschen beeinflussen und den Verlauf der menschlichen Entwicklung verändern. Verhalten und Entscheidungen finden also nicht im luftleeren Raum statt, denn Menschen und Familien interagieren innerhalb der soziohistorischen Zeit. Das Verständnis der Lage verschiedener Kohorten in ihrem jeweiligen historischen Kontext hilft Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern, die Umstände zu identifizieren, die sich auf die jeweiligen Lebensläufe der Menschen unterschiedlich ausgewirkt haben.

Timing of lives. Drei Arten von Zeit sind für eine Lebensverlaufsperspektive von zentraler Bedeutung: individuelle Zeit, Generationszeit und historische Zeit (Price, McKenry und Murphy 2000). Die individuelle oder ontogenetische Zeit bezieht sich auf das chronologische Alter. Es wird davon ausgegangen, dass Lebensabschnitte wie Kindheit, Jugend und Alter Positionen, Rollen und Rechte in der Gesellschaft beeinflussen und dass diese auf kulturell geteilten Altersdefinitionen beruhen können (Hagestad und Neugarten 1985). Die Generationszeit bezieht sich auf die Altersgruppen oder Kohorten, in die Menschen aufgrund ihres Alters eingeteilt werden. Menschen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden, werden beispielsweise häufig als Babyboom-Generation bezeichnet. Die historische Zeit schließlich bezieht sich auf gesellschaftliche oder groß angelegte Veränderungen oder Ereignisse und deren Auswirkungen auf Einzelpersonen und Familien, wie z. B. politische und wirtschaftliche Veränderungen, Kriege und technologische Neuerungen (z. B. der Zugang zu Informationen durch das Internet).

Elder (1985) stellt außerdem fest, dass man sich die Zeit auch als eine Abfolge von Übergängen vorstellen kann, die im Laufe der Zeit vollzogen werden. Ein Übergang ist eine diskrete Lebensveränderung oder ein Ereignis innerhalb einer Trajektorie (z. B. vom ledigen zum verheirateten Zustand), während eine Trajektorie eine Abfolge miteinander verbundener Zustände innerhalb eines konzeptionell definierten Verhaltens- oder Erfahrungsbereichs ist (z. B. Ausbildung und berufliche Laufbahn). Übergänge werden häufig von gesellschaftlich geteilten Zeremonien und Ritualen begleitet, wie z. B. einer Abschluss- oder Hochzeitszeremonie, während ein Lebenslauf ein langfristiger Weg mit altersmäßig abgestuften Entwicklungsmustern in wichtigen sozialen Institutionen wie Bildung oder Familie ist. Auf diese Weise unterstreicht die Lebensverlaufsperspektive die Art und Weise, in der Übergänge, Wege und Bahnen gesellschaftlich organisiert sind. Darüber hinaus führen Übergänge in der Regel zu einer Veränderung des Status, der sozialen Identität und der Rolleneinbindung. Trajektorien hingegen sind langfristige Muster der Stabilität und des Wandels und können mehrere Übergänge umfassen.

Der Fortschritt entlang von Trajektorien ist altersmäßig gestaffelt, so dass einige Übergänge als altersgerechter angesehen werden können, während andere gegen normative soziale Zeitpläne verstoßen, indem sie zu früh oder zu spät stattfinden (Hagestad und Neugarten 1985). Ein altersfremder Übergang könnte das Verlassen des Elternhauses in einem sehr jungen Alter (z. B. im Alter von fünfzehn Jahren) oder das Werden von Eltern im Teenageralter sein. Es besteht auch die Möglichkeit von Übergangsumkehrungen oder Gegenübergängen. Ein Beispiel für einen umgekehrten Übergang ist die Rückkehr eines jungen Erwachsenen nach dem Auszug aus dem Elternhaus, während Gegenübergänge durch die Veränderungen anderer Rollen und Status im Leben hervorgerufen werden können (z. B. wenn aus der Elternschaft die Großelternschaft entsteht). Der Zeitpunkt der Übergänge kann auch die Erfolgschancen in einem bestimmten Lebenslauf verringern, z. B. die Wahrscheinlichkeit eines Schulabschlusses.

Heterogenität oder Variabilität. Heterogenität oder Vielfalt in Strukturen oder Prozessen ist ein weiteres Prinzip im Lebensverlauf. Man muss nicht nur modale oder durchschnittliche Entwicklungs- und Übergangstrends berücksichtigen, sondern auch die Variabilität. Die Forschungen von Matilda Riley (1987) haben ein Modell der Altersschichtung – die unterschiedlichen Erfahrungen verschiedener Kohorten – unterstützt und so dazu beigetragen, den Trugschluss des Kohortenzentrismus zu überwinden, d. h. die Vorstellung, dass Kohorten gemeinsame Perspektiven haben, nur weil sie einer gemeinsamen Altersgruppe angehören. In der Tat sind Generationen oder Kohorten keine homogenen Ansammlungen von Menschen. Vielmehr unterscheiden sie sich in Bezug auf einflussreiche Dimensionen wie Geschlecht, soziale Schicht, Familienstruktur, ethnische Zugehörigkeit und Religion. Darüber hinaus kann die Fähigkeit zur Anpassung an Veränderungen im Lebensverlauf mit den Ressourcen oder der Unterstützung variieren, die diese Elemente in Form von wirtschaftlichem oder kulturellem Kapital (z. B. Wohlstand, Bildung) oder sozialem Kapital (z. B. soziale Unterstützung durch die Familie) bieten. So zeigen die Untersuchungen von Barbara A. Mitchell (2000), dass junge Erwachsene mit schwachen familiären Bindungen möglicherweise nicht die Möglichkeit haben, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach Hause zurückzukehren. Schließlich ist auch die zunehmende Vielfalt im Zusammenhang mit dem Älterwerden zu berücksichtigen. Je länger man lebt, desto mehr ist man Faktoren ausgesetzt, die sich auf den Alterungsprozess auswirken.

Verbundene Leben und soziale Bindungen. Ein vierter Grundsatz unterstreicht, dass das Leben auf mehreren Ebenen voneinander abhängig und wechselseitig verbunden ist. Gesellschaftliche und individuelle Erfahrungen sind durch die Familie und ihr Netzwerk gemeinsamer Beziehungen miteinander verbunden (Elder 1998). Folglich können sich Ereignisse auf der Makroebene, wie z. B. ein Krieg, auf das Verhalten des Einzelnen auswirken (z. B. die Einberufung zum Militärdienst), was wiederum erhebliche Auswirkungen auf andere familiäre Beziehungen haben kann. Belastende Ereignisse, wie der Tod eines Familienmitglieds, können sich ebenfalls auf die Familienbeziehungen auswirken, da diese Ereignisse Muster von Stress und Verwundbarkeit auslösen oder umgekehrt adaptive Verhaltensweisen und familiäre Widerstandsfähigkeit fördern können. Darüber hinaus können auch Persönlichkeitsmerkmale einzelner Familienmitglieder den Bewältigungsstil, die Funktionsweise und das Wohlbefinden der Familie beeinflussen.

Darüber hinaus können Familienmitglieder ihr Leben auch in Bezug auf die Lebensplanung und den zeitlichen Ablauf von Lebensereignissen synchronisieren oder koordinieren. Dies kann manchmal zu Spannungen und Konflikten führen, insbesondere wenn die individuellen Ziele von den Bedürfnissen der Familie als kollektive Einheit abweichen. Tamara Hareven (1996) stellt zum Beispiel fest, dass in der Vergangenheit der Zeitpunkt der individuellen Übergänge erwachsener Kinder (z. B. der Zeitpunkt der Heirat) zu Problemen führen konnte, wenn er mit den Anforderungen und Bedürfnissen der alternden Eltern kollidierte.

Menschliche Handlungsfähigkeit und persönliche Kontrolle. Nach der Lebensverlaufsperspektive sind Individuen aktive Akteure, die nicht nur die Auswirkungen der sozialen Struktur vermitteln, sondern auch Entscheidungen treffen und Ziele setzen, die die soziale Struktur gestalten. Es wird davon ausgegangen, dass Individuen die Fähigkeit haben, sich planvoll zu verhalten, was sich auf die durchdachten, proaktiven und selbstgesteuerten Prozesse bezieht, die den eigenen Entscheidungen über institutionelle Einbindungen und soziale Beziehungen zugrunde liegen (Clausen 1991). Es sollte jedoch anerkannt werden, dass die Fähigkeit, bestimmte Entscheidungen zu treffen, von Möglichkeiten und Zwängen abhängt. Parallel zu dieser Idee gibt es das Konzept der Kontrollzyklen, bei denen Familien und Einzelpersonen ihre Erwartungen und ihr Verhalten als Reaktion auf Veränderungen der Bedürfnisse oder Ressourcen ändern. Elder (1974) stellte fest, dass Familien in der Großen Depression durch Ausgabenkürzungen und Mehrfachverdiener ein gewisses Maß an Kontrolle über ihre wirtschaftliche Notlage zurückgewannen. Auf diese Weise können Familien und Einzelpersonen Ereignisse und Erfahrungen im Lebensverlauf konstruieren, verhandeln und überwinden.

Wie die Vergangenheit die Zukunft formt. Ein weiteres Merkmal dieser Perspektive ist, dass frühe Entscheidungen, Möglichkeiten und Bedingungen im Lebensverlauf die späteren Ergebnisse beeinflussen. Die Vergangenheit hat daher das Potenzial, die Gegenwart und die Zukunft zu beeinflussen, was man sich als Wellen- oder Dominoeffekt vorstellen kann. Dies kann auf verschiedenen Ebenen geschehen: auf der Kohorten-/Generationenebene und auf der individuellen/familiären Ebene. So kann beispielsweise eine Generation den Nachhall der historischen Umstände, die ihre Lebensgeschichte geprägt haben (z. B. das Erleben der Frauenbewegung), an die nächste Generation weitergeben. Der Zeitpunkt und die Bedingungen, unter denen frühere Lebensereignisse und Verhaltensweisen auftreten (z. B. Schulabbruch, Miterleben von häuslicher Gewalt), können ebenfalls eine Kettenreaktion von Erfahrungen für den Einzelnen und seine Familie auslösen (z. B. Reproduktion von Armut, ein Kreislauf familiärer Gewalt). Die Vergangenheit kann daher die späteren Lebensumstände wie den sozioökonomischen Status, die psychische Gesundheit, das körperliche Funktionieren und das Eheverhalten erheblich beeinflussen. Diese langfristige Sichtweise mit ihrer Anerkennung von kumulativen Vorteilen oder Nachteilen ist besonders wertvoll für das Verständnis sozialer Ungleichheit im späteren Leben und für die Entwicklung einer wirksamen Sozialpolitik und von Programmen (O’Rand 1996).

Ausgewählte Forschungsanwendungen

Die Lebensverlaufsperspektive wurde auf verschiedene Bereiche der Familienforschung in Nordamerika (insbesondere in den Vereinigten Staaten) sowie auf internationaler Ebene angewandt. Obwohl der Platz nicht ausreicht, um dieses umfangreiche Werk vollständig darzustellen, werden einige Studien hervorgehoben, um die jüngsten Anwendungen des Ansatzes zu veranschaulichen. In den Vereinigten Staaten haben Forscher diesen Rahmen genutzt, um Folgendes zu untersuchen: die Hausarbeit von Männern (Coltrane und Ishii-Kuntz 1992); den Zeitpunkt der Heirat und des Militärdienstes (Call und Teachman 1996); den beruflichen Werdegang und den Zeitpunkt der Heirat (Pittman und Blanchard 1996); Familien, Kriminalität und Verbrechen (Sampson und Laub 1993) sowie viele andere Themenbereiche (Price et al. 2000).

In Kanada haben Forscher einen Lebensverlaufsansatz verwendet, um den Übergang zur Großmutterschaft (Gee 1991) und die Übergänge von Jugendlichen ins Erwachsenenalter zu untersuchen, insbesondere das Verlassen und die Rückkehr ins Elternhaus (z.B., Mitchell 2000). Es sollte auch angemerkt werden, dass diese Perspektive in Studien über ethnische Vielfalt, soziale Ungleichheit und alternde Familien immer beliebter wird (Stoller und Gibson 2000) und dass zahlreiche länderübergreifende Vergleiche von Lebensmustern durchgeführt wurden (z.B., zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten – Giele und Elder 1998, S. 246).

Außerdem wird der Lebensverlaufsansatz in Ländern wie Japan (Fuse 1996) und anderen ostasiatischen Ländern sowie in Großbritannien, Deutschland, Italien, Norwegen, den Niederlanden und Indien immer häufiger verwendet. Anwendungen der Lebensverlaufsperspektive werden in der Forschung zu Generationenbeziehungen und familiärer Unterstützung in Thailand und Sri Lanka (Hareven 1996), zu den Eheverläufen von Pflegern in Großbritannien (Lewis 1998), zur deutschen Lebensverlaufsstudie (Brüchner und Mayer 1998; Elder und Giele 1998, S. 52), junge Erwachsene aus den Niederlanden (Liefbroer und De Jong 1995), sich verändernde Alters-, Arbeits- und Ruhestandsmuster in Europa (Guillemard 1997) und Muster der Haushaltsbildung und Vererbung im vorindustriellen Nordeuropa und in Nordindien (Gupta 1995).

Schließlich wurde eine Vielzahl von quantitativen und qualitativen Methoden in Lebensverlaufsanalysen verwendet. Zu den gängigen quantitativen Methoden gehören Längsschnittstudien, Kohorten- und Querschnittsvergleiche sowie die Analyse von Lebensereignissen, während zu den deskriptiven und qualitativen Ansätzen Archivforschung, biografische Ansätze wie Lebenslaufanalysen und Tiefeninterviews, persönliche Erzählungen und Lebensgeschichten gehören. Dieser Methodenpluralismus steht im Einklang mit dem multidisziplinären Charakter der Lebensverlaufsperspektive und der Anerkennung der Notwendigkeit, die Makro- und Mikroebene von Theorie und Analyse zu überbrücken (Giele und Elder 1998).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der florierende Bereich der Lebensverlaufstheorie und -forschung einzigartige Möglichkeiten bietet, historische und kulturelle Verortungen und Veränderungen in gesellschaftlichen Institutionen mit den Erfahrungen von Individuen und Familien zu verknüpfen. Die Herausforderung wird darin bestehen, ein dynamisches, sich entwickelndes konzeptionelles Modell zu verfeinern und zu testen, das sich über mehrere Disziplinen und Analyseebenen erstreckt. Zukünftige Fortschritte werden es den Forschern ermöglichen, die Grenzen des Wissens über Kontinuität und Diskontinuität im Familienleben inmitten eines sich ständig verändernden sozialen, wirtschaftlichen und globalen Umfelds zu erweitern.

Siehe auch:Erwachsensein; Familienrollen; Familientheorie; Riten des Übergangs; Zeitverwendung; Übergang zur Elternschaft

Bibliographie

Bengtson, V. L., and allen, k. r. (1993). „the life course perspective applied to families over time.“ in sourcebook of family theories and methods: a contextual approach, ed. p. boss, w. doherty, r. larossa, w. schumm, and s. steinmetz. new york: plenum.

brücher, e., and mayer, k. u. (1998). „collecting life history data: experiences from the german life history study.“ in methods of life course research: qualitative and quantitative approaches, ed. j. z. giele and g. h. elder jr. thousand oaks, ca: sage.

burton, l. m., and bengtson, v. (1985). „black grandmothers: issues of timing and continuity in roles.“ in grandparenthood, ed. v. l. bengtson and j. robertson. beverly hills, ca: sage.

call, v. r. a., and teachman, j. d. (1996). „life-course timing and sequencing of marriage and military service and their effects on marital stability.“ journal of marriage and the family 58:219-226.

clausen, j. a. (1991). „adolescent competence and the shaping of the life course.“ american journal of sociology 96:805-842.

coltrane, s., and ishii-kuntz, m. (1992). „men’s housework: a life course perspective.“ journal of marriage and the family 54:43-58.

elder, g. h., jr. (1974). children of the great depression:social change in life experience. chicago: university of chicago press.

elder, g. h., jr. (1985). life course dynamics. ithaca, ny: cornell university press.

elder, g. h., jr. (1998). „the life course as developmental theory“. child development 69:1-12.

fuse, a. (1996). „status of family theory and research in japan.“ marriage and family review 22:73-99.

gee, e. m. (1991). „the transition to grandmotherhood: a quantitative study.“ canadian journal on aging 10:254-270.

giele, j. z., and elder, g. h., jr. (1998). methods of lifecourse research: qualitative and quantitative approaches. thousand oaks, ca: sage.

guillemard, a. m. (1997). „re-writing social policy and changes within the life course organization: a european perspective.“ canadian journal on aging 16:441-464.

gupta, m. d. (1995). „life course perspectives on women’s autonomy and health outcomes.“ american anthropologist 97:481-492.

hagestad, g. o., and neugarten, b. l. (1985). „age and the life course.“ in handbook of aging and the social sciences, ed. r. h. binstock and e. shanas. new york: van nostrand reinhold.

hareven, t. k., ed. (1996). aging and generational relations: life course and cross-cultural perspectives. new york: aldine de gruyter.

lewis, r. (1998). „impact of the marital relationship on the experience of caring for an elderly spouse with dementia.“ aging and society 18:209-231.

liefbroer, a. c., and de jong gierveld, j. (1995). „standardization and individualization: the transition to adulthood among cohorts born between 1903 and 1965.“ in population and family in the low countries, ed. h. van den brekel and f. deven. netherlands: kluwer academic publishers.

mitchell, b. a. (2000). „the refilled ’nest‘: debunking the myth of families in crisis.“ in the overselling of population aging: apocalyptic demography, intergenerational challenges, and social policy, ed. e. m. gee and g. m. gutman. toronto: oxford university press.

moen, p.; elder, g. h., jr.; and lüscher, k., eds. (1995). examining lives in context: perspectives on the ecology of human development. washington, dc: american psychological association.

o’rand, a. m. (1996). „the precious and the precocious: understanding cumulative disadvantage and cumulative advantage over the life course.“ the gerontologist 36:230-238.

pittman, j. f., and blanchard, d. (1996). „the effects of work history and timing of marriage on the division of household labor: a life course perspective.“ journal of marriage and the family 58:78-90.

price, s. j.; mckenry, p. c.; and murphy, m. j., eds. (2000). families across time: a life course perspective. los angeles: roxbury.

riley, m. w. (1987). „on the significance of age in sociology.“ american sociological review 52:1-14.

rodgers, r. h., and white, j. m. (1993). „family development theory.“ in sourcebook of family theories and methods: a contextual approach, ed. p. boss, w. doherty, r. larossa, w. schumm, and s. steinmetz. new york: plenum.

rossi, a. s., and rossi, p. h. (1990). of human bonding:parent-child relationships across the life course. new york: aldine de gruyter.

sampson, r. j., and laub, j. h. (1993). crime in the making: pathways and turning points through life. cambridge, ma: harvard university press.

stoller, e. p., and gibson, r. c. (2000). worlds of difference: inequality in the aging experience. thousand oaks, ca: pine forge press.

BARBARA A. MITCHELL

admin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

lg