Es gibt nur sehr wenig Literatur über den Einsatz von Immunsuppressiva in der Migränebehandlung. Immunsuppressiva werden, wenn überhaupt, nur selten als reguläre Abortiva bei episodischen Migräneattacken eingesetzt und wegen des Risikos von Nebenwirkungen bei längerer Anwendung nie zur Migräneprophylaxe verwendet. Immunsuppressiva wurden in der Notaufnahme zur Behandlung schwerer Migräneanfälle (intravenöse Kortikosteroide), zur Behandlung von anhaltender oder Statusmigräne (orale oder intravenöse Kortikosteroide), zur Behandlung von Kopfschmerzen bei Drogenmissbrauch (orale oder intravenöse Kortikosteroide) und zur Behandlung von durch Immunsuppressiva ausgelösten Kopfschmerzen bei Empfängern von Organtransplantaten eingesetzt. Kortikosteroide werden häufig zur Therapie der Statusmigräne eingesetzt. Kurze Behandlungen mit schnell ansteigenden Dosen oraler Kortikosteroide (Prednison oder Dexamethason) können die Statusmigräne lindern. Intravenöse Kortikosteroide (Methylprednisolon) in einer einmaligen Dosis (Notaufnahme oder ambulante Infusionsstation) oder als mehrtägige, wiederholte Gabe (stationäre Strategie) können zur Unterbrechung lang anhaltender Migräneanfälle eingesetzt werden. Ein neuer Einsatzbereich für Kortikosteroide in der Migränetherapie ist die Behandlung des Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch. Bei Patienten mit Medikamentenübergebrauch oder „Rebound“-Kopfschmerzen tritt eine Besserung erst ein, wenn die symptomatischen Medikamente abgesetzt wurden. Das kurzfristige Absetzen von „Rebound-Medikamenten“ kann zu Entzugserscheinungen und einer Verschlimmerung der Kopfschmerzen führen. Langfristig wird es zu einer Verbesserung der Kopfschmerzen führen. Es gibt sowohl ambulante als auch stationäre Behandlungsstrategien, um Patienten von missbräuchlich verwendeten Medikamenten zu entgiften. Kortikosteroide wurden bei der Behandlung von Kopfschmerzen während des Entgiftungsprozesses sowohl ambulant in Form von Kurzzeitbehandlungen mit oralen Kortikosteroiden als auch stationär als wiederholte intravenöse Therapie eingesetzt. Kopfschmerzen sind eine bekannte, aber wenig beachtete Nebenwirkung der Organtransplantation. Die Untersuchung und Behandlung von Kopfschmerzen nach einer Organtransplantation stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Ärzte müssen alle möglichen Ursachen von Kopfschmerzen untersuchen, von gutartigen Nebenwirkungen von Medikamenten bis hin zu Vorläufern von potenziell katastrophalen neurologischen Störungen. Man muss zwischen pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Ursachen von Kopfschmerzen unterscheiden. Zu den Immunsuppressiva, die bekanntermaßen Kopfschmerzen verursachen können, gehören Cyclosporin, Tacrolimus (FK506) und Muromonab CD3 (OKT3).