Das Ventralcordsyndrom (auch als Vordercordsyndrom bezeichnet) gehört zu den unvollständigen Rückenmarkssyndromen und betrifft die vorderen Teile des Rückenmarks, was zu einem Muster neurologischer Funktionsstörungen führt, das durch motorische Lähmungen und den Verlust von Schmerz-, Temperatur- und autonomen Funktionen gekennzeichnet ist. Die häufigste Ursache ist die Ischämie der vorderen Rückenmarksarterie.

Terminologie

Das Rückenmarkssyndrom umfasst alle Ursachen für eine Schädigung des vorderen Rückenmarks unabhängig von der Ätiologie (siehe unten). Im Gegensatz dazu bezeichnet das anteriore Spinalarteriensyndrom, auch Beck-Syndrom genannt, ein ventrales Rückenmarkssyndrom, das spezifisch auf eine Ischämie/Infarkt der vorderen zwei Drittel des Rückenmarks aufgrund einer Beteiligung der vorderen Spinalarterie zurückzuführen ist.

Klinische Darstellung

Die Beteiligung der vorderen Hälfte bis zwei Drittel des Rückenmarks führt zu einem vorhersehbaren Muster neurologischer Beeinträchtigungen, bestehend aus:

  • komplette motorische Lähmung unterhalb des Läsionsniveaus aufgrund der Beteiligung der Vorderhornzellen und der kortikospinalen Bahnen
  • Schmerz- und Temperaturverlust auf und unterhalb des Verletzungsniveaus aufgrund der Beteiligung der spinothalamischen Bahnen
  • autonome Dysfunktion: orthostatische Hypotonie durch Beteiligung der lateralen Hornzellen 6
  • Blasen- und Darmfunktionsstörungen und sexuelle Funktionsstörungen können je nach Ausmaß der Läsion auftreten

Wichtig ist, dass 2-Punkt-Diskriminierung, Propriozeption und Vibrationssinn aufgrund intakter hinterer Säulen und hinterer grauer Substanz normal sind.

Pathologie

Das Rückenmarkssyndrom wird durch eine Vielzahl von Prozessen verursacht, wobei der häufigste eine Ischämie aufgrund eines Verschlusses der vorderen Spinalarterie ist, die ihrerseits das Ergebnis einer Reihe von zugrunde liegenden Prozessen ist. Die Liste der ursächlichen Pathologien ist daher der des akuten Rückenmarks-Ischämie-Syndroms sehr ähnlich.

Ursachen des ventralen Rückenmarksyndroms sind 1-5:

  • Ischämie/Infarkt (Syndrom der vorderen Rückenmarkarterie)
    • atherosklerotische Thromboembolie
    • Aortenpathologie
      • Aortenaneurysma
      • Aortenthrombose
      • Aortendissektion
      • Aortenchirurgie/-intervention
    • Pathologie der vorderen Rückenmarkarterie
      • penetrierendes Trauma (z.z. B. Messerstich)
      • Arteriendissektion (z. B. Katheterangiographie)
      • Faser-Knorpel-Embolie
  • externe Kompression/Schädigung des vorderen Rückenmarks
    • Bandscheibenvorfall
    • Wirbelsäulentumor (z. B. intrathekal extramedullär)
    • epidurale Ansammlungen (z. B. Epiduralhämatom und Epiduralabszess)
    • Kyphoskoliose
    • Trauma
      • Wirbelkörperfrakturen
      • direkte Stichverletzungen

Radiologische Befunde

Beschreibung der bildgebenden Befunde siehe akutes Rückenmarksischämie-Syndrom.

Behandlung und Prognose

Die Prognose des vorderen Rückenmarkssyndroms ist die schlechteste unter allen anderen Syndromen mit Rückenmarksverletzungen 5. Es ist mit einer hohen Sterblichkeit und einem schlechten funktionellen Ergebnis im Sinne einer schlechten Erholung der motorischen Kraft und Koordination verbunden.

Die Behandlung konzentriert sich auf die Behandlung der primären Ursache der Insuffizienz der vorderen Rückenmarksarterie und eine allgemeine unterstützende Behandlung und Pflege.

Geschichte und Etymologie

Es wird angenommen, dass das vordere Rückenmarkssyndrom erstmals 1955 von Schneider in der englischen Literatur beschrieben wurde, obwohl es Berichte gibt, dass es 1952 von K. Beck in der deutschen Literatur beschrieben wurde 4.

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